Vorwort zu :Protokolle des Politbüros des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ; Protokoll vom 11. 2. 1986

Entwicklung weiterer Kapazitäten für die Forschung und Entwicklung der Mikroelektronik .

http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/dy30pbpr/index.htm

Der nachfolgende  (vom Original-Protokoll reproduzierte) Beschluss des PB der SEB vom 11.02.1986 ist ein außerordentliches Zeugnis der Geschichte der Entwicklung der Mikroelektronik in der DDR und der Profilierungs- Politik der Leitung  des VEB Carl-Zeiss Jena.

Diese war darauf gerichtet, mittels des 1Mbit  Leuchtturm-Projektes der Staatsführung zu suggerieren, dass es möglich sei, zusammen mit der UdSSR die „Überlegenheit der sozialistischen Wirtschaftspolitik überzeugend zu beweisen“ und eine extreme Bündelung von Ressourcen der Volkswirtschaft beschließen zu lassen, ohne eine stichhaltige volkswirtschaftliche Gesamt-Rechnung vorzulegen.

Man stellt fest, dass auch 1986 (Zeit der Perestroika) das Erfolgspotential einer engen Kooperation mit der UdSSR noch immer ein Eckpfeiler der gesamten Wirtschaftspolitik der DDR war. Der Leser findet für die Zeit Anfang 1986 auch eine beeindruckende Tiefe von wichtigen wissenschaftlich–technischen Inhalten eines Perspektiv- Konzeptes [in vielen Aspekten beeinflusst vom Rüstungswettlauf im kalten Krieg] die im weiteren Verlauf der Industrierevolution hohe Bedeutung erlangten.

Betrachtet man den bekannten  DDR- Sachstand 1989/1990, so wird man  feststellen, dass eine Reihe von Zielstellungen später terminlich verändert wurden bzw. eintraten bzw. dass z.B. eine Pilotfertigung medienwirksam bereits als Erfüllung der Zielstellungen dargelegt wurde.

Als Besonderheit wäre anzumerken, dass zwar die Wichtigkeit der 16- /32 Bit Mikroprozessorlinie (Intel ) deutlich hervorgehoben ist, jedoch kein einziges Wort von der Bedeutung der VAX- basierten Schaltkreis- Entwurfs–Technik enthalten ist.

Diese Thematik kam offenbar erst später und beeinflusste bekanntlich die bewährte ESER-Mainframe- Produkt- und Exportstrategie der DDR .

Textstellen aus Sicht 2018

o    Vertiefung der Zusammenarbeit mit der UdSSR bei der Entwicklung fortschritts-bestimmender elektronischer und werkstofftechnischer Schlüsseltechnologien

o    Aufbau von Gate-array-Zentren

o    Bildung des zweiten Forschungszentrums

o    Entwicklung eines schnellen 16 bit (1989) und 32 bit- Mikroprozessorsystems (1990/91)

o    1988. Schreib/Lesespeicher 256 kDRAM

o    1990 1Mbit-Speicherschaltkreis

o    Ziel 4MBit

PB_Konzeption

Anlage Nr. 2 zum Protokoll Nr. 6 vom 11. 2. 1986

Betreff: Beschluss „Entwicklung weiterer Kapazitäten für die Forschung und Entwicklung der Mikroelektronik in den Kombinaten VEB Carl Zeiss JENA und VEB Kombinat Mikroelektronik“

1. Die Konzeption zur Entwicklung weiterer Kapazitäten-für die Forschung und Entwicklung der Mikroelektronik in den Kombinaten VEB Carl Zeiss JENA und VEB Kombinat   Mikroelektronik wird zur Kenntnis genommen.

Die Maßnahmen zur Realisierung werden bestätigt. (Anlage) 2. Die zum Aufbau eines Forschungszentrums in Stamm- Betrieb des VEB Kombinat Mikroelektronik in den Jahren 1986 bis 1990 erforderlichen Fonds- und Arbeitskräfte   Zuführungen sind in Rahmen der Fonda des Fünfjahrplanes 1986 bis 1990 vorrangig einzuordnen.

Verantwortlich: K. Nendel; G. Schürer

3. Die mit der Zuordnung des VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden sowie des VEB Hochvakuum Dresden zum Kombinat VEB Carl Zeiss JENA ab 1.7.1986 entstehende Arbeitsteilung zwischen den Kombinaten Mikroelektronik und VEB Carl Zeiss JENA ist auszuarbeiten und zur Entscheidung vorzulegen -

Verantwortlich: K. Nendel ,Termin: 30.4.1986

4. An den Universitäten und Hochschulen sind beginnend 1986/87 weitergehende Profilierungsmaßnahmen einschließlich zu den in Ausbildung befindlichen Jahrgängen einzuleiten, die insbesondere in den Ausbildungsrichtungen Informatik, Elektronik und Halbleiterphysik qualifizierte Hoch- und Fachschulkader für das neue Forschungszentrum des VEB Kombinats Mikroelektronik sichern. Dazu ist das Anforderungsprofil des Hoch-und Fachschulwesen bis 31.3.1986 zu übergeben.

Verantwortlich: H.-J. Böhme, K. Nendel

5. Auf der Grundlage der durch Genossen F. Meier bis zum 28.2.1986 zu übergebenden Aufgabenstellungen zur Sicherung der Zulieferungen für höchstintegrierte Bauelemente sind durch die Zulieferbereiche die erforderlichen wissenschaftlich-technischen Aufgaben und Produktionszielstellungen bis zum 31.3.1986 zu untersetzen und im Rahmen der Fonds des Fünf-Fahrplanes 1986 bis 1990 vorrangig einzuordnen,

Verantwortlich:F. Meier,G. Wyschofsky,W. Junker,K. Singhuber,R. Kersten,K. Grünheid,R. Georgi,G. Schürer,H. Weiz

Durch Genossen K. Nendel ist die in der DDR konzipierte Linie zur Entwicklung und Produktion von höchstintegrierten Schaltkreisen und von technologischen Spezialausrüstungen der Mikroelektronik mit den Minister für Elektronische Industrie der UdSSR abzustimmen mit den Ziel, ökonomische Verträge zur Realisierung zwischen den zuständigen Wirtschaftsorganisationen beider Seiten abzuschließen.

verantwortlich: K. Nendel; Termin: 31.3. 1986 für Abstimmung

Anlage : Konzeption zur Entwicklung weiterer Kapazitäten für die Forschung und Entwicklung der Mikroelektronik

 

Ausgehend von den Beschlüssen der 10. und 11. Tagung des Zentral-Komitee der SED zur Entwicklung der Schlüsseltechnologien in der DDR, werden die vorgeschlagenen Maßnahmen darauf orientiert, die seit dem X. Parteitag der SED aufgebauten wissenschaftlich-technischen -Potentiale in Übereinstimmung mit den Zielen des mit der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern beschlossenen Komplex- Programms der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit bis zum Jahr 2000 weiter auszubauen. Sie sind im Zeitraum 1986 bis 1990 und darüber hinaus verstärkt für die Klassenauseinandersetzung mit den führenden kapitalistischen  Industrieländern durch die Erringung von wissenschaftlich- technischen  Spitzenpositionen in größerer Breite einzusetzen, und damit die Überlegenheit der sozialistischen Wirtschaftspolitik überzeugend zu beweisen.

Die Vorschläge zur weiteren Entwicklung der Mikroelektronik, Mikro-Optoelektronik und des optischen Präzisionsgerätebaus zur Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts werden orientiert auf die Realisierung des Beschlusses des Politbüros des ZK der SEO vom 28.10.1985 zur „Vertiefung der Zusammenarbeit mit der UdSSR bei der Entwicklung fortschritts-bestimmender elektronischer und werkstofftechnischer Schlüsseltechnologien”, des Beschlusses des Politbüros des ZK der SED vom 10.12.1985 zur 'Entwicklung von Basistechnologien der Mikrooptoelektronik”, eines höheren Beitrages der DDR bei der Entwicklung der Schlüssel- Technologien - im Rahmen des RGW-Komplexprogramm .Dazu ist eine weitestgehend Übereinstimmung der Basistechnologien und technologischen Spezialausrüstungen für die Mikroelektronik-Produktion in der UdSSR und der DDR herzustellen und durchzusetzen.

Damit sind die Voraussetzungen zu schaffen, die zurzeit noch bestehende NSW-Importabhängigkeit durch eine Erweiterung des Exporte/Imports von technologischen Spezialausrüstungen mit der UdSSR auf ein höheres Niveau abzubauen und durch Schaffung bzw. Erweiterung der dazu erforderlichen Forschung- und Produktionskapazitäten in der DDR schrittweise zu beseitigen, und damit insgesamt die Exportkraft der DDR weiter zu erhöhen.

Dem Entwurf des Fünfjahrplans 1985 bis 1990 liegen durchschnittlich jährliche Wachstumsraten von 25 % und die Erweiterung der Typenanzahl von höchstintegrierten Schaltkreisen aus der Eigen-Produktion zugrunde.  Die Sicherung des höheren Tempos und Niveaus bei der Verwirklichung der Schlüsseltechnologien erfordert objektiv die Entwicklung des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA zu einen Zentrum für Hochtechnologien in Verbindung mit der weiteren Profilierung von Kapazitäten der Akademie der Wissenschaften der DDR und des Hoch- und Fachschulwesens und die Bildung eines weiteren Forschungs-zentrums auf den Gebiet der Mikroelektronik.
Die Vorschläge zur Entwicklung des Kombinates VEB Carl Zeiss
JENA zu einen Zentrum für Hochtechnologien gehen davon aus, daß über den bereits festgelegten Leistungsumfang hinaus im Kombinat VEB Carl Zeiss JENA die Voraussetzungen für die Produktion von weiteren ca. 1,5 Mrd.M neuer Erzeugnisse pro Jahr, bei voller Wirksamkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen, geschaffen werden. Diese Erzeugnisse unterliegen im NSW strengsten Embargobestimmungen.
Das betrifft insbesondere:
  • eine entscheidende Ausweitung des Sortimentes von technologischen Spezialausrüstungen für die Mikroelektronik zur Beherrschung höchstintegrierter Schaltkreise,
  • die Schaffung von Produktionskapazitäten für die benötigten technologischen Spezialausrüstungen auf den Gebieten der Hochleistungsoptik, der Ultrapräzisions-Messtechnik und -bearbeitung,
  • den Aufbau neuer Erzeugnis-Linien auf der Grundlage des Staatsauftrage Mikrooptoelektronik für zivile und militärische Aufgaben, insbesondere für die Anwendung der Infrarot- und Wärmebildtechnik für Kontroll- und Überwachungsaufgaben
  • die Herausbildung der Lasertechnik für die Werkstoffbearbeitung und die Medizintechnik
  • die Anwendung der automatischen Bildverarbeitung in Meß- und Steuerprozessen.
  • eine entscheidende Erweiterung des Sortimentes an Erzeugnissen
  • der Analysen- und Prozeßmeßtechnik zur Erfüllung der perspektivischen Anforderungen der Biotechnologie und des Umweltschutzes.

Es wird davon ausgegangen, daß ca. 50 % dieses Volumens neuer Erzeugnisse für den Export in die UdSSR zur Sicherung strategisch notwendiger Importe an technologischen Spezialausrüstungen, Bau- Elementen und Sonderwerkstoffen verwendet werden und 50 % der Erzeugnisse in der DDR zur weiteren Beschleunigung und Erhöhung des Niveaus der Mikroelektronik einzusetzen sind.

Die Entwicklung des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA zum Zentrum für entscheidende Hochtechnologien macht den Aufbau einer eigenen Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsbasis für hoch- und höchstintegrierte mikroelektronische Schaltkreise notwendig; nur so können die zum Teil nach völlig neuen Wirkprinzipien arbeitenden technologischen Spezialausrüstungen sofort im eigenen Kombinat einem Leistungstest unterzogen und damit des Tempo der Überleitung neuer Basistechnologien der Mikroelektronik in der DDR weiter beschleunigt werden, mit dem Ziel, eine Zeitgleichheit mit der UdSSR zu erreichen.

Dazu wird vorgeschlagen, den VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden sowie den VEB Hochvakuum Dresden, beides Betriebe des VEB Kombinat Mikroelektronik, dem Kombinat VEB Carl Zeiss JENA mit Wirkung ab 1.7.1986 zuzuordnen.

Mit der Zuordnung dieses Potentials von 9.600 Beschäftigten, darunter 2.700 Beschäftigte für Forschung und Entwicklung, werden unter Nutzung und Verallgemeinerung der Erfahrungen des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA auf den Gebiet des Präzisionsgerätebaus unter einheitlicher Leitung die entscheidenden Kapazitäten für die Entwicklung und Produktion von Basistechnologien einschließlich hoch-automatisierter technologischer Spezials- Ausrüstungen und deren Erprobung unter Produktionsbedingungen vereinigt.

Damit ist gleichzeitig die Bilanzverantwortung für die Entwicklung und Produktion von allen technologischen Spezialausrüstungen für die Mikroelektronik und der Vakuumtechnik gemäß Profil des VEB Hochvakuum Dresden sowie für des Regierungsabkommen mit der UdSSR einschließlich aller weiteren eingegangenen internationalen Verpflichtungen durch des Kombinat VEB Carl Zeiss JENA wahrzunehmen.

Das betrifft:

  • Ausrüstungen der Mikrolithografie, Fotolackbeschichter- und -entwickler,
  • Ausrüstungen zur Herstellung und Bearbeitung dünnster Schichten. wie CVD-Anlagen, Plasmaätzer und Beschichtungs-Anlagen, Ionenimplantationsanlagen,
  • Diffusions- und Epitaxieanlagen, Ausrüstungen der Meß- und Prüftechnik gemäß den Profil des VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden und des Kombinats VEB Carl Zeiss JENA.
Im Kombinat VEB Carl Zeiss JENA erfolgt damit koordiniert und komplex die Entwicklung der Technologien und technologischen Spezialausrüstungen für die Technologieniveaus der Höchstintegration, der Nachweis ihrer Produktionsreife an Prototypbauelementen in Pilotproduktion für einen festzulegenden Anteil zur Bedarfsdeckung.

 

Die Überleitung in die Massenproduktion erfolgt in VEB Mikroelektronik  „Karl Marx“ Erfurt bzw. im Kombinat VEB Carl Zeiss JENA. Dazu ist nach 1990 ein Produktionskomplex als Bestandteil des Forschungszentrums Mikroelektronik des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA am Standort Dresden zur Herstellung der 1 M-bit-Bauelemente zu errichten, das Forschungs- und Entwicklungspotential weiterzu entwickeln mit dem Ziel, den 4 M-bit-Speicher zu produzieren. Zugleich erfolgt im Forschungszentrum Mikroelektronik des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA die Entwicklung und Produktion von Spezialschaltkreisen für den Eigenbedarf des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA, seiner Kooperationspartner und weiterer Bedarfsträger sowie für den Export in die UdSSR. Schwerpunkte sind insbesondere Spezialprozessoren für Erkennungs-, Zielverfolgungs- und Bildverarbeitungsaufgaben, Schaltkreise für die sensornahe Informationsverarbeitung und spezielle periphere Schaltkreise für Mikroprozessor- Systeme vor allem in leistungsarmer CMOS-Technologie. Bestandteil des Forschungszentrums Mikroelektronik des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA wird ein Zentrum für kundenspezifische Schaltkreise zur Deckung des Eigenbedarfes sowie des Bedarfes der Volkswirtschaft an vorgefertigten Siliziumscheiben.

 

Für ausgewählte Bedarfsträger sind im Zeitraum bis 1990 komplette  Kundenschaltkreise bereitzustellen. Die in den Anwenderkombinaten vorgesehenen Gate-array-Zentren sind so zu entwickeln, daß schrittweise die Komplettierung zu Kundenschaltkreisen übernommen und damit der VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden entlastet werden kann.
Mit der Übernahme der Betriebe VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden sowie VEB Hochvakuum Dresden durch das Kombinat VEB Carl Zeiss JENA werden zur Sicherung der erforderlichen Überleitungsaufgaben (Verfahren, Technologien, Prototypen) sowohl für die bereits in Bearbeitung befindlichen als auch die künftigen Aufgaben auf der Grundlage der Staatlichen Auflagen Wirtschaftsverträge zwischen beiden Kombinaten abgeschlossen. Dabei ist davon auszugehen, daß alle Aufgaben, die im VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden für den VEB Kombinat Mikroelektronik bearbeitet werden, solange weiterzuführen sind, bis das neue Forschungszentrum des VEB Kombinats Mikroelektronik die Aufgaben übernehmen kann.

Der Aufbau des weiteren Forschungszentrums der Mikroelektronik der DDR erfolgt am Ort des Stammbetriebes des VEB Kombinat Mikroelektronik in Erfurt im Betriebsteil Erfurt Süd-Ost beginnend 1986/87.
Damit wird im Stammbetrieb des VEB Kombinat Mikroelektronik ein leistungsfähiges Forschungszentrum gebildet, das ihn in die Lage versetzt, seiner Verantwortung für Forschung und Entwicklung von Technologien und für den Entwurf von höchstintegrierten mikroelektronischen Schaltkreisen, einschließlich der Vorbereitung der Produktionsüberleitung arbeitsteilig gerecht zu werden.
Es wird eingeschätzt, daß durch das neue Forschungszentrum erst im Jahre 1990/91 ein mit dem VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden vergleichbares Niveau der Verfahrens- und Technologieentwicklung erreicht wird. Davon ausgehend ist zu sichern, daß bis zum Beginn des Fünfjahrplanes 1991 bis 1995 im VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden Verfahrensentwicklung und Präparationsaufgaben sowie die Produktion festgelegter Bauelemente zur Unterstützung des neuen Forschungszentrums des VEB Kombinat Mikroelektronik auf der Grundlage vertraglicher Regelungen durchgeführt werden.

In Stammbetrieb des VEB Kombinat Mikroelektronik sind gleichzeitig die technologischen Voraussetzungen für die automatisierte rechnergestützte Massenproduktion der in beiden Forschungszentren entwickelten Prototypschaltkreise zu schaffen. Zur Sicherung des dazu erforderlichen Aufkommens an Rationalisierungsmitteln wird vorgeschlagen, den Betriebsteil Maschinenfabrik Seebach des VEB Uhrenwerke Ruhla vollständig als Ratiomittelbetrieb zu profilieren.

Zum Aufbau das weiteren Forschungszentrums der Mikroelektronik im VEB Kombinat Mikroelektronik, Stammbetrieb, sind Investitionen mit einen Gesamtaufwand in Höhe von 1 Mrd. M, davon ca. 600 Mio M, im Zeitraum 1986 bis 1990, darunter ca. 100 Mio M Bau sowie ca. 180 Mio VM NSW-Importe an Ausrüstungen erforderlich. Der Aufbau des Forschungszentrums ist mit den Forschungs- und Entwicklungskadern des Stammbetriebes des VEB Kombinat Mikroelektronik 1986/87 zu beginnen. Darüber hinaus sind zusätzlich 1000 Arbeitskräfte, davon 600 bis 700 in Zeitraum 1986 bis 1990, zuzuführen und die Voraussetzungen für die Ansiedlung dieser Arbeitskräfte im Territorium zu schaffen.

Die zur Verfahrensforschung erforderlichen Reinraumkapazitäten werden innerhalb der im Fünfjahrplanentwurf 1986 bis 1990 enthaltenen Entwicklung des Vorhabens VEB Mikroelektronik „Karl Marx“ Erfurt, Betriebsteil Erfurt Süd-Ost, zusätzlich mit errichtet.

Mit der Bildung des zweiten Forschungszentrums wird in Übereinstimmung mit internationalen Erkenntnissen, dem volkswirtschaftlichen Bedarf und den bisherigen Entwicklungen und Profilierungen zum Schaltkreisentwurf und zur Technologie nachfolgende Profilierung der beiden Forschungszentren auf den Gebiet der Technologie- und Schaltkreisentwicklung vorgeschlagen:

1. Der VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden konzentriert sich auf die mikroelektronischen Grundverfahren und solche Technologien, die für die Realisierung von dynamischen und statischen Schreib/Lesespeichern, Spezialprozessoren und kundenspezifischen Schaltkreisen erforderlich sind. Für die zu entwickelnden Prototypen und für die festgelegten Beiträge zur Sortimentserweiterung ist die materiell-technische Basis des VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden im Scheibenprozeß (Zyklus I) für Produktionsaufgaben zur Bedarfsdeckung anteilig zu nutzen. In der 1. Etappe sind die Kräfte auf die Entwicklung einer Technologie für das Strukturniveau 1,5 µm zu konzentrieren, um daraus die erforderlichen technologischen Einzelverfahren sowohl für die nSGT- als auch CMOS-Technik ableiten zu können.
Auf dieser Grundlage besteht im Rahmen der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit der UdSSR des Ziel, bis 1988 einen dynamischen Schreib/Lesespeicher 256 KDRAM zu entwickeln.

Zur Sicherung dieser Zielstellung besteht die Notwendigkeit zum Import von Teilleistungen aus der UdSSR bzw. aus Japan als einzig möglichem kapitalistischen Land, um mit der Inbetriebnahme des Investitionsvorhabens Erfurt Süd-Ost III des VEB Mikroelektronik "Karl Marx“ Erfurt im Jahre 1989 diesen Schaltkreis in die Massenproduktion überleiten zu können.
Auf der Grundlage der forcierten Entwicklung der CMOS-Technologie sind bis 1990/91 die Entwicklung des dynamischen 1 M-bit-Speicherschaltkreises abzuschließen und die Voraussetzungen für die Pilotproduktion zu schaffen. In enger Verbindung mit der Technologieentwicklung sind die erforderlichen technologischen Spezialausrüstungen für das Technologieniveau 1,5 µm und die nächste Technologiegeneration von 1,0 µm  zu entwickeln und zu produzieren.
Mit diesen Maßnahmen ist der Eigenanteil der DDR an technologischen Spezialausrüstungen im Volumen schnell zu steigern und das Sortiment weiter zu erhöhen. Die mit der UdSSR abgestimmten Importe von technologischen Spezialausrüstungen sind durchzusetzen.

Die Sicherung des höchsten Technologie- Niveaus macht auch weiterhin den Einsatz von NSW-Ausrüstungen erforderlich.
 

2. Das neue Forschungszentrum ist im Zeitraum bis 1990 und darüber hinaus auf den weiteren Ausbau des Entwurfs, der Verfahrens- und Technologieentwicklung für Mikroprozessoren, programmierbare Speicher, Logik-Schaltkreise sowie darin festgelegten Sortimentserweiterung zu profilieren. Darin eingeschlossen sind die erforderlichen komplexen Leistungen der Produktionsvorbereitung, Erzeugnis- und Technologiepflege, der Rationalisierung der am Standort Erfurt existierenden Produktionskapazitäten für die Massenproduktion von unipolaren Schaltkreisen. Auf der Grundlage dieser Technologien wird vorgeschlagen, bis 1989 die Entwicklung eines schnellen 16 bit- und bis 1990/91 eines 32 bit- Mikroprozessorsystems abzuschließen.

Im Kombinat VEB Carl Zeiss JENA ist im Zeitraum 1986 bis 1990 der Forschungsvorlauf zu schaffen und dazu eine Erweiterung der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten zur Entwicklung der Basistechnologien und neuen Erzeugnisse um 1.300 VbE vorzunehmen.
Das erfordert im Zeitraum 1986 bis 1990, daß die Voraussetzungen zur Unterbringung des Forschungs- und Entwicklungspotentials sowie seine materiell-technische Basis mit Investitionen in Höhe von 350-400 Mio M (davon ca. 110 Mio M Bau, ca. 275 Mio M Ausrüstungen, darunter ca. 25 Mio VM/NSW ) zur Sicherstellung der messtechnischen Ausstattung und Spezialausrüstungen geschaffen sowie Investitionen in Höhe von 600 Mio M (davon ca. 130 Mio M Bau und 55 Mio VM NSW-Importe) zur Freisetzung von insgesamt 2.500 Produktionsarbeitern zur Vorbereitung der Produktion zusätzlich zu den bisher für das Kombinat vorgesehenen Fonds eingeordnet werden.

Darüber hinaus ist im gleichen Zeitraum die Schaffung von Technika für Ausbildung und Applikation (Optik, Lasertechnik, Bildverarbeitung) an der Friedrich-Schiller-Universität mit einem Investitionsaufwand von 135 Mio M, darunter 30 Mio M Bau und S Mio VM NSW-Importe von Ausrüstungen erforderlich.
 


Im Zeitraum 1991 bis 1995 sind schrittweise die neuen Basistechnologien und Erzeugnisse in die Produktion zu überführen. Der dazu notwendige Ausbau der Fertigungskapazitäten durch Sortimentsverlagerung und Rationalisierung erfordert einen Gesamtinvestitionsaufwand von 1 Mrd. Mark, davon ca. 200 Mio M Bau.

Die notwendige Entwicklung der Produktion von technologischen Spezialausrüstungen erfordert insbesondere eine Profilierung und Konzentration bestehender Betriebe.
Dazu wird vorgeschlagen:
  • Ausbau des Betriebes für optischen Präzisionsgerätebau zum Zentrum der Produktion von technologischen Spezialausrüstungen für die Mikroelektronik durch die komplette Auslagerung der Erzeugnis- Gruppen Röntgentechnik, medizinische Geräte, Bildmeßtechnik und Laser in andere Kombinatsbetriebe,
  • Einbeziehung der Anwenderbereiche des Maschinenbaus in die Produktion von Feinmeßtechnik bei Beibehaltung des gegenwärtigen Produktionsvolumens im Kombinat VEB Carl Zeiss JENA
  • Profilierung von Kapazitäten der Kameraindustrie.
Das wesentliche Problem für die Durchführung dieses Programms stellt die Konzentration der dazu erforderlichen Forschungs- und Entwicklungskader im Zeitraum 1986 bis 1990 dar.
Es wird deshalb vorgeschlagen, die Bilanz der Absolventenzuführung für des Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik zu erhöhen.
Erste Einschätzungen besagen, daß es maximal möglich ist, bis zu 500 Absolventen insgesamt durch außerordentliche Maßnahmen und Umverteilung zu gewinnen. Weiterhin sind dazu im Bereich des Ministeriums für Elektrotechnik und Elektronik auf der Grundlage der umfassenden Anwendung der CAD/CAM-Technik sowie der Erhöhung des Wirkungsgrades der wissenschaftlich-technischen Arbeit alle Möglichkeiten der Konzentration vorhandener Forschungs- und Entwicklungskader sowie der Zuführungen von Hoch- und Fachschulabsolventen, die bisher für andere Bereiche vorgesehen waren, für diese Aufgabe zu prüfen und nutzbar zu machen.

Das Programm zur Sicherung der Forschungs- und Entwicklungsbasis für die Mikroelektronik und weiterer Hochtechnologien erfordert in den Bereichen der Elektrotechnik und Elektronik, der Akademie der Wissenschaften der DDR und des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen große Anstrengungen, um die gestellten Ziele zu erreichen und die dafür erforderlichen Voraussetzungen im Fünfjahrplanzeitraumm 1986 bis 1990 maximal zu sichern. Der erreichte Stand der materiellen und personellen Untersetzung weist dabei gegenwärtig noch eine zeitliche Differenz von etwa zwei Jahren aus.


Weitergehende Anforderungen werden an Zulieferungen aus der Grundstoffindustrie und der metallverarbeitenden Industrie gestellt. Dazu sind entsprechende Entwicklungsaufgaben einzuordnen.
Das betrifft insbesondere:
  • chemische Grundstoffe mit geringerer Partikelverunreinigung einschließlich der Meßtechnik,
  • Luft- und Klimatechnik sowie Reinraumtechnik für Staubklasse 10, wie Filter und Reinraumelemente einschließlich der Nachweistechnik,
  •  Positionier- und Handhabesystem für automatisierte und verkettete technologische Spezialausrüstungen,
  • Werkzeugmaschinen für Bearbeitungsaufgaben im Submikrometerbereich.

Mit den nachfolgenden Maßnahmen ist zu sichern, daß der Anteil der DDR an der Eigenproduktion von hoch- und höchstintegrierten mikroelektronischen Schaltkreisen sowie technologischen Spezialausrüstungen bis 1990 und darüber hinaus wesentlich erhöht und auf dieser Basis die Zusammenarbeit mit den Ländern des RGW, in besondere mit der UdSSR, auf ein neues Niveau gehoben wird.

1. Die Vorschläge zur Entwicklung der Mikroelektronik und weiterer Hochtechnologien im Kombinat VEB Carl Zeiss JENA und im VEB Kombinat Mikroelektronik werden als Grundlage für die Ausarbeitung das Fünfjahrplanes 1986 bis 1990 bestätigt.

Die vorgeschlagenen Aufgaben und Ressourcen

  • Sicherung des wissenschaftlich-technischen Vorlaufes der Qualifizierung,
  • Ausbildung und Applikation,zur Durchführung der Forschung und Entwicklung,
  • zur Profilierung der Kapazitäten und
  • zur Einordnung der Arbeitskräfte und Investitionen

sind unter Zugrundelegung strengster Effektivitätsmaßstäbe zusätzlich zu den durch das Politbüro des ZK der SED an 24.9.1985 festgelegten Fonds für des Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik als grundlegender Bestandteil der Gesamtkonzeption zur Beschleunigung der Mikroelektronik und der Anwendung der CAD/CAM-Technik einzuordnen.V.:

  •    Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates und Vorsitzender der Staatlichen Plan-Kommission,
  • Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates und Minister für Wissenschaft und Technik
  • Minister für Elektrotechnik und Elektronik,
  • Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR,
  • Minister für Hoch- und Fachschulwesen

Termin: mit der Fertigstellung des Fünfjahrplanes 1986 bis 1990

Die valutaseitige Finanzierung der NSW-Importe von Ausrüstungen erfolgt durch die zweckgebundene Bereitstellung von Bargeldkrediten durch den Bereich Kommerzielle Koordinierung. Verantwortlich: Staatssekretär und Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung

  • Die Rückzahlung dieser Valutamittel erfolgt im Zeitraum 1991 bis 1995 aus planmäßigen Fonds.
  • Die dabei anfallenden Kosten, insbesondere Zinsen, werden durch den Bereich Kommerzielle Koordinierung zusätzlich erwirtschaftet

3. Der vorgelegte Vorschlag zur Herausbildung des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA zu einen Zentrum der Entwicklung von Hochtechnologien in der DDR und der Aufbau eines weiteren Forschungszentrums der Mikroelektronik in VEB Kombinat Mikroelektronik ist hinsichtlich

  •  seiner volkswirtschaftlichen Bedeutung und Auswirkungen,
  •  des angestrebten wissenschaftlich-technischen Niveaus und
  •  der ökonomischen Zusammenarbeit mit der UdSSR

weiter zu untersetzen und die volkswirtschaftliche Rang- und Reihenfolge der Aufgaben und ihre zeitliche Einordnung festzulegen.

Verantwortlich:

o   Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates und Vorsitzender der Staatlichen P1an-Kommission,

o   Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates und Minister für Wissenschaft und Technik,

o   Minister für Elektrotechnik und Elektronik

Termin: 30.4.1986

4. Die Profilierung und der Ausbau von Kapazitäten für die Grundlagenforschung, Ausbildung und Atelierfertigung durch den Aufbau gemeinsamer Technika ist in einer Vereinbarung verbindlich zu fixieren.

Verantwortlich:

o   Minister für Elektrotechnik und Elektronik,

o   Minister für Hoch- und Fachschulwesen,

o   Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR

5. Zur Sicherung der Weiterführung aller Aufgaben, die im VEB Zentrum für Forschung und Technologie Mikroelektronik Dresden für den VEB Kombinat Mikroelektronik bis zur Übernahme durch das neue Forschungszentrum des VEB Kombinat Mikroelektronik bearbeitet werden, ist eine Vereinbarung auszuarbeiten und vorzulegen. .

Verantwortlich:

o   Generaldirektor des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA,

o   Generaldirektor des VEB Kombinat Mikroelektronik

Termin: 31.3.1935

6. Zur Sicherung der erforderlichen Produktionskapazitäten für Erzeugnisse der Hochtechnologien sind Kapazitäten der Kameraindustrie zu profilieren. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen sind mit Aufwand und Ergebnis zu berechnen und mit dem Fünfjahrplan 1986 bis 1990 zu entscheiden.

Verantwortlich

o   Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates und Vorsitzender der Staatlichen Plan-Kommission,

o   Minister für Elektrotechnik und Elektronik

Termin: 31.3.1986